Aber mit wem soll ich reden? Mit Freunden? Mit diesen redte ich freilich am Liebsten. Ich dürfte ihnen nur ein halbes Wort sagen, so verstünden sie mich.
Friedrich Gottlieb Klopstock
An tausend Wünschen federleicht
Wird sich kein Gott noch Engel kehren,
Ja, wenn es so viel Flüche wären,
Dem Teufen wären sie zu seicht.
Doch wenn ein Freund in Lieb und Treu
Dem andern den Kalender segnet,
So steht ein guter Geist dabei:
Du denkst an mich, was Liebes dir begegnet,
Ob dir´s auch ohne das beschieden sei.
Eduard Mörike
Der ist reich, dem das Leben die Abschiede schwer machte.
Alfred Grünewald
Mit eherner Zunge
Da rut es, gebt acht!
Ein Jahr ist im Schwunge
Zu Ende gebracht.
Ihr freudigen Zecher,
Hebt tönende Becher,
Begrüßet das junge,
Das Jahr, das erwacht.
In Dunkel geboren,
Im nächtigen Schoß,
Da tritt´s aus den Toren
Des Lebens wie groß!
Was führst du im Schilde?
Was zeigst du im Bilde?
Was rüsten die Horen
Für wechselndes Los?
Laß Taten geschehen,
Stell uns auf den Plan,
Laß Palmen uns wehen,
Laß Wunden empfahn!
Daß, wenn du einst wieder
Vom Throne mußt nieder,
Du siehst, und wir sehen,
Es ist was getan –
Schließt, Brüder, die Runde
Und sprecht zum Gedeihn:
Stets laßt uns im Bunde
Vereinigt sein!
Doch, will es uns trennen,
So soll man erkennen,
Wie fest auf dem Grunde
Steht jeder allein.
Friedrich Rückert
Am Neujahrstag kalt und weiß,
wird der Sommer später heiß.
Unbekannter Verfasser
O du fröhliche, o du selige,
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren,
Christ ist geboren:
Freue, freue dich, o Christenheit!
O du fröhliche, o du selige,
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Christ ist erschienen,
Uns zu versühnen:
Freue, freue dich, oh Christenheit!
O du fröhliche, o du selige,
Gnadenbringende Weihnachtszeit!
Himmlische Heere
Jauchzen dir Ehre:
Freue, freue dich, o Christenheit!
Johann Daniel Falk
Von drauß vom Walde komm´ ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Allüberall auf den Tannenspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit großen Augen das Christkind hervor,
Und wie ich so strolcht´ durch den finstern Tann,
Da rief´s mich mit heller Stimme an:
„Knecht Ruprecht“, rief es, „alter Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Die Kerzen fangen zu brennen an,
Das Himmelstor ist aufgetan,
Alt´ und Junge sollen nun
Von der Jagd des Lebens ruhn;
Und morgen flieg´ ich hinab zur Erden,
Denn es soll wieder Weihnachten werden!“
Ich sprach: „O lieber Herre Christ,
Meine Reise fast zu Ende ist;
Ich soll nur noch in diese Stadt,
Wo´s eitel gute Kinder hat.“ –
„Hast denn das Säcklein auch bei dir?“
Ich sprach: „Das Säcklein, das ist hier;
Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern
Essen fromme Kindern gern.“ –
„Hast denn die Rute auch bei dir?“
Ich sprach: „Die Rute, die ist hier;
Doch für die Kinder nur, die schlechten,
Die trifft sie auf den Teil, den rechten.“
Christkindlein sprach: „So ist es recht;
So geh mit gott, mein treuer Knecht!“
Von drauß vom Walde komm´ ich her;
Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!
Nun sprecht, wie ich´s hierinnen find´!
Sind´se gute Kind, sind´s böse Kind?
Theodor Storm